7. Kroatische Filmtage 2005 [24.- 30.11.2005,
Kino Arsenal, Berlin]
Anfang Oktober – unmittelbar nach Eröffnung
der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei - hat die Europäische
Union auch die Gespräche mit Kroatien wiederaufgenommen. Damit
gehört das Land zwischen Adria und Pannonischer Tiefebene zu
den aussichtsreichsten Aufnahmekandidaten des europäischen Bündnisses.
Im Filmbereich ist Kroatien bereits seit einigen Jahren Mitglied
des „Eurimages“-Programms. Die Geschichte des kroatischen
Kinos begann 1896, in den letzten Jahren tourten einige kroatische
Produktionen über die internationalen Festivals. Seit 1999 zeigen
die „Kroatischen Filmtage“ in Berlin Filmklassiker und
aktuelle Filme aus Kroatien. Vom 24. - 30. November finden im Berliner
Kino „Arsenal“ die 7. Kroatischen Filmtage statt. Erneut
werden neue Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme gezeigt.
Die kroatischen Filmemacher beschäftigen sich auf
ganz unterschiedliche Art und Weise mit Geschichte und Gegenwart ihrer
Gesellschaft. Tomislav Radics What Iva recorded on October 21st, 2003
(25.11.), Gewinner des diesjährigen nationalen Filmfestivals in
Pula, zeigt den Ablauf eines Geburtstagsfestes. Mit ihrer neuen Kamera
filmt Iva ihren 15. Geburtstag - zu dem ihr Vater einen deutschen Geschäftspartner
eingeladen hat, mit dem ein neuer Vertrag unterzeichnet werden soll.
Iva nimmt zur Kenntnis, dass es bei ihrem Geburtstag nicht um sie geht
und findet sich gezwungenermaßen mit der Situation der Protokollantin
ab. Ein gleichermaßen sarkastisches wie seziererisches Familienportrait,
inszeniert als Home-Video mit Selbsterkennungswert. Von Radic ist auch
sein sehr geschätzter Debütfilm The Living truth über
eine junge Schauspielerin, die erfolglos nach einem Job sucht, im Programm
(24.11.). Der Film aus dem Jahre 1972 beschreibt ihren Alltag nahezu
dokumentarisch, zeigt zahlreiche Begegnungen mit Freunden aus dem Künstlermilieu
und jenen, die gerne „dazugehören“ möchten. Ein
filmisches Dokument über das Leben von Künstlern im damaligen
Zagreb, das sich ästhetisch am cinéma verité und
der europäischen Filmmoderne der 60er und 70er Jahre orientiert.
Ognjen Svilicics Sorry for Kung Fu (29.11.) spielt zwischen
den karstigen Steinlandschaften an der Grenze zur Herzegowina. Svilicic
beschreibt das Schicksal einer jungen Frau, die schwanger aus dem deutschen
Exil zurückkehrt. Als sich herausstellt, dass das lang erwartete
Kind asiatische Gesichtszüge trägt, wird die Heimkehrerin
so lange gemieden, bis sie sich entschließt, wieder nach Deutschland
zu gehen. Eine warmherzige Studie über die Schwierigkeit zwischenmenschlicher
Wiederannäherungsversuche, inszeniert mit lakonischer Situationskomik
und einem Gespür für die kollektive Gefühlslage in der
ländlichen Region..
Die drei Episoden des Omnibusfilms Sex, booze and
short fuse (28.11.) von Boris T. Matic, Zvonimir Juric und Antonio
Nuic zeigen Fans von Dinamo Zagreb, die auf ganz unterschiedliche
Art das Spiel ihrer Lieblingsmannschaft verbummeln: ein Vater und
sein Sohn geraten in einen Streit, der pubertäre Scherz eines
jungen Mannes sorgt für zwei tragische Todesfälle, und
eine Gruppe junger Hooligans verstrickt sich nach reichlich Alkoholgenuß in
Männergespräche, die zwischen rauhem Humor, Verzweiflung
und Aggressivität pendeln. Boris T. Matic, Produzent, Filmemacher
und Festivaldirektor (Zagreb Filmfestival) ist angefragt.
Mit Long dark night (26.11.) brachte Antun
Vrdoljak – einer der Altmeister des kroatischen Films und lange
Zeit Verantwortlicher für Film im kroatischen Kulturministerium
- eine epische Saga über einen Aspekt der jüngeren kroatischen
Geschichte heraus. Am Beispiel der unterschiedlichen Schicksale zweier
Freunde in einem slawonischen Dorf reflektiert er die Aufspaltung der
kroatischen Gesellschaft in zwei gegensätzliche politische Lager,
die im des Zweiten Weltkrieg fatale Ausmaße annahm. Während
Mata mit den faschistischen Ustascha kämpft, schließt Iva
sich den kommunistischen Partisanen an. Vrdoljaks Film, der ursprünglich
als 16teilige Fernsehserie konzipiert wurde, spielt vor dem Hintergrund
der politischen und ethnischen Konflikte der vor dem 2. Weltkrieg von
Kroaten, Serben und Deutschen sowie Angehörigen unterschiedlicher
Religionen besiedelten slawonischen Donauebene.
Dalibor Matanic beschreibt in 100 Minutes of glory (27.11.)
das tragische Schicksal der taubstummen Malerin Slava Raskaj, die zur
Jahrhundertwende wirkt und deren Arbeiten auf der Pariser Weltausstellung
zu sehen waren. Matanic interessiert sich vor allem für den zwischen
Rebellion und Hypersensibilität pendelnden Charakter der bemerkenswerten
Malerin und die fatale Liebesgeschichte mit ihrem Mentor Bela Cikos,
gespielt von dem serbischen Schauspieler Miki Manojlovic („Underground“, „Das
Pulverfass“). Matanic, der bisher vor allem mit Gegenwartsfilmen
(„Fine Dead Girls“) reüssierte, liefert eine adäquate
filmische Umsetzung der tragischen Lebensgeschichte.
Als Vorfilme laufen aktuelle Produktionen der Filmakademie
in Zagreb. Das Dokumentarfilmprogramm (27.11.) präsentiert unterschiedliche
Beschreibungen von Landschaften und Menschen in Kroatien: You know
that feeling ist eine stimmungsvolle Hommage an nur noch wenig
erhaltene Alt-Zagreber Rituale (Vorführung in Anwesenheit des
Filmemachers Tomislav Jagec), From Dawn til Dusk eine Mentalitätsstudie
der Einwohner der kroatischen Hauptstadt, The Purgatory zeigt
den Viehmarkt in Benkovac, und The Marathon Man ist das augenzwinkernde
Portrait eines vierfachen Marathon-Meisters, der auf einer Insel lebt,
wo alle anderen schwimmen.
Die Filmreihe wird unterstützt vom Kulturministerium
der Republik Kroatien sowie der Botschaft der Republik Kroatien in
Deutschland. Kuratierung: Tomislav Jagec, Sabine Lenkeit, Bernd Buder
7. Kroatische Filmtage - Vorführungen im
Kino „Arsenal“:
Do,
24.11. |
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19:00 h, The
living truth / Ziva istina , Arsenal I
Vorfilm: The Bouquet (OmeU) |
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Fr, 25.11. |
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19:00 h, What
Iva recorded on October 21st, 2003 / Sto je Iva snimila
21. listopada 2003, Arsenal I
Vorfilm: The Park (OmeU) |
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Sa, 26.11. |
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19:00 h, Long dark Night / Duga mracna noc (OmeU)
, Arsenal I
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So, 27.11. |
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19:30 h, 100 minutes of glory / 100
minute slave, Arsenal II
Vorfilm: The Last day of the pet (OmeU) |
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Mo, 28.11. |
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19:30 h, Dokumentarfilme aus Kroatien
(OmeU), Arsenal II
zu Gast: Tomislav Jagec, Filmemacher |
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Di,
29.11. |
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19:30
h, Sex, booze and short fuse
/ Sex, pice i krvopolcce, Arsenal II
Vorfilm: The Blue pony (OmeU) zu Gast: Boris
T. Matic (angefragt) |
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Mi, 30.11. |
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19:30 h, Sorry for Kung Fu / Oprosti
za kung fu (OmU), Arsenal II
Vorfilm: To me without me (OmeU) |
Programm
als PDF |
FREUNDE DER DT. KINEMATHEK
KINO ARSENAL
Potsdamer Str. 2
10785 Berlin
Tel.: 269 55 142
Fax: 269 55 111
e-mail info@fdk-berlin.de
Archiv
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6.
Kroatischen Filmtage in Berlin |
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Filmfestival
2004 im Berliner Filmkunsthaus Babylon und im Kino Arsenal.
filmfestival
2004 |
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